Heute ist der Harburger Integrationsrat 10 Jahre alt geworden. Am 17.12.2014 wurde dieses bezirkliche Gremium erstmalig konstituiert. Die ersten ehrenamtlichen Mitglieder nahmen stolz ihre Ernennungsurkunden vom damaligen Vorsitzenden der Harburger Bezirksversammlung, Herrn Manfred Schulz, entgegen (Foto 1). Eine einzigartige Partizipationsgeschichte zur Gestaltung der Vielfalt in Harburg hat seitdem ihren Lauf genommen.
Inspiriert von seinem Vorläufer, dem MigraNet-Projekt, hat der Rat die Harburger Integrationskonferenz als Beteiligungsformat erfolgreich verstetigt. Hier wurde das bezirkliche Leitbild „Zusammenleben in Vielfalt“ mit den Akteuren aus der Politik, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft ausgearbeitet und regelmäßig fortentwickelt. Der Rat begleitet die Umsetzung dieses von der Harburger Bezirksversammlung mehrheitlich beschlossenen Leitbildes als dessen zuverlässiger Hüter.
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer, Vorsitzende des Landesintegrationsbeirats: „Der Harburger Integrationsrat setzt mit seinem vielfältigen Engagement auf bezirklicher Ebene fort, was der Hamburger Integrationsbeirat bereits vor mehr als 20 Jahren begonnen hat: Er steht für gelungene Integration und die chancengerechte Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund an zentralen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Dabei greift er wichtige integrationspolitische Themen auf, zum Beispiel mit den jährlich stattfindenden Integrationskonferenzen.“
Zuletzt fand am 14.11.2024 die 16. Harburger Integrationskonferenz zum Thema „Demokratie – Wohin?“ statt. Für ein volles Haus trotz des Freitagabends sorgten die interessierten Besucher, die angesichts des Wiedererstarkens des Rechtsextremismus gemeinsam Maßnahmen entwickeln wollten, um die Beteiligung bei den beiden Wahlen in 2025 zu fördern und die Vielfalt zu schützen.
Die hohe gesellschaftliche Akzeptanz der Mitglieder des Harburger Integrationsrats geht auf eine Harburger Besonderheit zurück: Sie werden von der Harburger Wohnbevölkerung ab 16 Jahren, unabhängig von der Staatsangehörigkeit, alle 4–5 Jahre gewählt und anschließend anhand des Wahlergebnisses von der Harburger Bezirksversammlung ernannt. Das ist unter den sieben Hamburger Bezirken einzigartig.
Die 19 ehrenamtlichen Ratsmitglieder aus sieben großen Weltregionen, einschließlich Deutschlands, fungieren als Brücke zwischen der Bevölkerung einerseits und der Bezirkspolitik sowie -verwaltung andererseits. Der Rat nimmt Impulse aus den Sprechstunden in beiden Harburger Bücherhallen und aus den Infoständen auf den Stadtteilfesten auf. Er entsendet Mitglieder in die bezirklichen Ausschüsse und spricht dort die Integration als Querschnittsaufgabe der Kommunalpolitik an. So erhalten viele an Integration interessierte Harburgerinnen und Harburger, auch diejenigen ohne Wahlberechtigung, ein wirksames Sprachrohr für ihr Anliegen. Das nächtliche Schlangestehen vor der Harburger Ausländerbehörde zur Verlängerung der Aufenthaltstitel ist dank der Intervention durch den Harburger Integrationsrat inzwischen nicht mehr nötig.
Der Harburger Integrationsrat verzahnt sich ferner mit dem Hamburger Landesintegrationsbeirat und spricht bezirksübergreifende Anliegen an, wie die Ächtung des N-Wortes oder die Sorgen nach der Enthüllung der Remigrationspläne der Rechtsextremen.
Der Harburger Integrationsrat stößt zudem punktuell als Kooperationspartner Aktivitäten an. Während der Corona-Pandemie hat der Rat beispielsweise zur Kampagne „Schütze Dein Harburg!“ aktiv beigetragen und niedrigschwellige mehrsprachige Impfaktionen mitveranstaltet. Um die Bildungschancen der Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Familien zu verbessern, wurde das Mentoringprojekt „Splus – Studierende stärken SchülerInnen“ in Kooperation mit der Goethe-Schule und der Technischen Universität Hamburg-Harburg pilotiert, das inzwischen von einem Förderverein verstetigt wird. In 2021 gewann das Projekt den Ersten Harburger Bürgerpreis.
Anfang 2024 fand wieder die Ratswahl statt, und der dritte Harburger Integrationsrat hat nun den Staffelstab übernommen. Frau Maryam Anwary, die neue Ratsvorsitzende, freut sich: „Alle 19 alten und neuen Mitglieder (Foto 2) sind hoch motiviert, um die Erfolgsstory des Harburger Integrationsrats fortzuschreiben.“ Neben den etablierten „Routinen“ sollen auch neue Akzente hinzukommen, beispielsweise die Erhöhung der Sichtbarkeit der Vielfalt in der Harburger Kulturszene als weiterer Begegnungsort. Das nun zur Disposition stehende Karstadt-Kaufhaus in Harburg könnte möglicherweise neuen Ideen zur Umsetzung verhelfen.
Aber zuerst sollte der runde 10. Geburtstag gebührend gefeiert werden: Der Harburger Integrationsrat war zwar nach dem Zeitpunkt der Gründung nicht das erste bezirkliche Integrationsgremium in der Stadt Hamburg, gehört aber inzwischen zu den aktivsten mit einem guten Ruf. Da der Kalender im Dezember traditionell sehr voll ist, haben die Mitglieder beschlossen, im 1. Quartal 2025 nachzufeiern, und zwar in Form eines gemeinsamen Workshops mit einigen Gründungsmitgliedern und Geburtshelfern aus der Politik und Verwaltung aus der Anfangszeit – mit einem Rückblick auf die vergangenen 10 Jahre und einem Ausblick auf die nächsten 10 Jahre.
Pressesprecher: Frau Hatice Nazerzadeh (h.nazerzadeh@harburgerintegrationsrat.de) und Herr Azimsah Akgün (a.akguen@harburgerintegrationsrat.de)