Für den vergangenen Freitag hatte der Interreligöse Dialog in Harburg gemeinsam mit dem Bezirksamt Harburg zu einer interreligiösen Andacht für die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei eingeladen, um ein Zeichen der Solidarität, der Anteilnahme und Verbundenheit zu setzen. Noch immer leiden die Menschen in Syrien und der Türkei unter den Folgen des schweren Erdbebens. Viele geliebte Menschen haben ihr Leben dort verloren, viele Menschen sind obdachlos geworden und haben ihr ganzes Hab und Gut verloren. Die Dimension von mehr als 50 000 Toten übersteigt jede Vorstellungskraft. In Harburg leben viele Menschen mit syrischen oder türkischen Wurzeln, viele haben Verwandte oder Bekannte dort und teilen den Schmerz.
„Wir wollen Euch sagen: Wir fühlen mit Euch und sind mit Euch in Trauer vereint.“ Mit diesen Worten er öffnete Lena Çoban , die Leiterin des I nterreligiösen Dialogs in Harburg, die bewegende Veranstaltung, zu der als mehr als 100 Menschen am Freitag Mittag auf den Harburger Rathausplatz gekommen waren. Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen sprach den Angehörigen ihr Beileid aus und wendete sich insbesondere an alle Harburger:innen mit türkischen oder syrischen Wurzeln, die Angehörige oder Bekannte verloren haben: „Die Ungewissheit und Hilfosigkeit gerade in den ersten Stunden und Tagen nach den schweren Beben müssen unerträglich gewesen sein.“
Danach erklang zur Einleitung der interreligiösen Andacht der islamische Totenruf über den Rathausplatz. Im Anschluss sprachen Vertreter:innen von acht verschiedenen Glaubensgemeinschaften Gebete oder Grußworte: Einer der Imame der Eyup Sultan Moschee, Herr Mustafa Cetinkaya, erzählte von Hiob (Eyup), der trotz schwerer Prüfungen in seinem Glauben Halt und Hoffnung fand. Der Vertreter von Ditib Nord, Herr Rüstem Kuzugüden , erwähnte den deutschen Helfer Daniel, der in der Türkei berühmt geworden war, weil er Frau Zeynep 104 Stunden nach dem Beben aus den Trümmern gerettet hatte und sie mit den Worten „korkma“- „Hab keine Angst“ während der Rettungsaktion beruhigte. Der Priester der syrisch-orthodoxen Gemeinde, Herr Aziz Arslan , bat um Frieden für sein von Krieg und Naturkatastrophe zerstörtes Land und die Menschen, die dort so viel Elend ertragen müssen. Der Sprecher der Ahmadiyya Gemeinde Süderelbe, Herr Daut Ata , erzählte von seinem Aufenthalt im Krisengebiet und der beeindruckenden Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen vor Ort. Herr Klaus Brücke von der Bahaii-Gemeinde Hamburg Harburg betete für die Verstorbenen und ihre Seelen. Der Sprecher der buddhistischen Gemeinde Soka Gakkai, Herr Jan Wiencke , ließ dreimal ein „Nammyohorengekyo “ für die Opfer über den Rathausplatz erklingen. Die Vertreter:innen von drei protestantischen Kirchengemeinden, Frau Sandra von Atens, Herr Manfred Goebel und Pastor Friedrich Degenhardt , verlasen eine Fürbitte, um allen Betroffenen Kraft und Mut zu spenden. Der Kaplan der k atholischen Kirche in Harburg St. Maximilan Kolbe, Henric Kahl, sprach ein Gebet und bat um Gottes Trost und Gnade für die leidenden und verstorbenen Menschen. Die Vorsitzende des Harburger Integrationsrats, Frau Oxana Li , schloss die Reihe mit einem Gedicht von Mascha Kalecko. Mit einer gemeinsamen Schweigeminute endete die Veranstaltung, die einmal mehr zeigte, dass Vielfalt eine Bereicherung für Harburg ist. Der Interreligiöse Dialog in Harburg gibt uns ein Beispiel, wie selbstverständlich Vielfalt gelebtwerden kann, wenn man miteinander im Gespräch ist. Harburg hält zusammen – in guten wie in schlechten Zeiten.