Claus Niemann (l.) und Dr. Andreas B. Kummer aus dem Harburger Integrationsrat kämpfen für ein Kinderprojekt in Harburg. Foto: pr
Sabine Langner, Harburg. Wer sich nicht bewegt, bleibt sitzen. Spricht man Claus Niemann auf diesen Slogan an, schlägt das Herz des 75-Jährigen schneller. Denn Bewegung – und vor allem Bewegung für Kinder – ist für den pensionierten Polizisten eine Herzenssache. Um Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichen Herkunftsländern die Integration zu erleichtern, hat Niemann vor 15 Jahren in Wilhelmsburg ein Bewegungsprojekt (siehe Infokasten) gegründet, das längst Vorbildcharakter hat.
„Für Kinder ist dieses Training in jeder Beziehung gut“, ist Claus Niemann überzeugt. „Sie erleben ihren eigenen Körper, werden selbstbewusst und stark, und sie erleben etwas in Gemeinschaft mit anderen. Und – quasi nebenbei, aber dafür um so wichtiger, lernen sie deutsch. Kinder die den ganzen Tag nur vor der Glotze hängen oder am Handy rumspielen, driften irgendwann ab in eine Parallelwelt. Die verlieren wir.“
Weil das Projekt in Wilhelmsburg so fabelhaft funktioniert, träumen Claus Niemann und seine Kollegen aus dem Harburger Integrationsrat davon, es auch nach Harburg und Sü-derelbe zu übertragen. Es wäre höchste Zeit, denn die Corona-Pandemie und die damit verbundene häusliche Isolation hat katastrophale Folgen für das Bildungsniveau vieler Kinder.
Erste Gespräche mit der Harburger Verwaltung und der Politik hat es bereits gegeben. „Die Reaktionen sind immer gleich“, berichtet Dr. Andreas B. Kummer, der ebenfalls ehrenamtlich im Integrationsrat mitarbeitet. „Alle reden davon, dass wir mit der Corona-Krise viele Kinder verloren haben. Alle sind begeistert von der Idee, ein Bewegungsprojekt auf die Beine zu stellen. Aber alle sagen, es fehlt am Geld.“ Dabei wäre der Aufwand eigentlich relativ überschaubar, ist Claus Niemann überzeugt: „Wir brauchen eine kleine Halle: 100 bis 200 Quadratmeter und drei bis fünf Meter Deckenhöhe. Dazu Umkleideräume und ein Sanitärbereich.“
Claus Niemann und Dr. Andreas B. Kummer sind zuversichtlich, dass allein durch Spenden eine größere Summe zusammenkommen wird. Aber ohne die Unterstützung des Bezirks kann ein solches Projekt nicht funktionieren. Genau das wollen die Mitglieder des Integrationsrates am Freitag, 29. Oktober, um 18 Uhr im Rieckhof, Rieckhoffstraße 12, zur Sprache bringen. Eingeladen sind Politiker, Mitarbeiter der Verwaltung und interessierte Bürger.