Uns wurde eine Matheaufgabe zum Thema bedingte Wahrscheinlichkeiten aus einem Harburger Gymnasium vorgelegt (siehe Foto). Sie trägt die Überschrift „Wie gefährlich ist ein bekennender Muslim?“ Einige Schüler und Schülerinnen sowie ihre Eltern vom muslimischen Glauben waren dadurch irritiert. Sie baten um die Einschätzung und die Unterstützung durch den Harburger Integrationsrat. Daraufhin fand zwischen einem Vertreter des Rats und der Schulleitung ein Gespräch statt, um die jeweiligen Perspektive kennenzulernen.
Seitens der Schule hieß es, man sei konsequent gegen die Diskriminierung und die Vorurteile. Die erwähnte Matheaufgabe soll gerade als Beispiel dienen, wie man mit der Hilfe der Mathematik Vorurteile widerlegen und bekämpfen kann. Die bewusst provokant gewählte Überschrift soll pädagogisch die Aufmerksamkeit wecken und für intrinsische Motivation sorgen.
Der Vertreter des Rats wies darauf hin, dass die Schüler:innen bei dieser Aufgabe gebeten wurden, modellhaft davon auszugehen, dass sich jeder Islamist zum Islam bekennt. Diese Grundannahme bzw. das mathematische Modell ist jedoch fachlich sehr zu hinterfragen. Die Islamisten, die die terroristischen Bluttaten verübten, missbrauchten bekanntlich die Religion Islam für ihre Zwecke. Der Islam ist eine friedliebende Religion und der Terrorismus widerspricht jeglichen Glaubensgrundsätzen. Auch wenn diese Aufgabe am Ende darauf hinausläuft, dass es eben eine extreme Minderheit ist, ändert nichts an der Aufgabenstellung und der Verknüpfung zweier Themen. Sie baut nicht wie erhofft Vorurteile wirksam ab. Im Gegenteil: Diesen Zusammenhang zwischen dem Terror und dem Islam hier in einer Mathematik-Aufgabe darzustellen, begünstigt den ohnehin in diesem Land schon vorhandenen antimuslimischen Rassismus und führt zu weiteren gesellschaftlichen Irritationen. Der Vertreter des Rats riet, dass die Schule in Zukunft die Betroffenen (muslimische Schüler:innen und ihre Eltern) und die Fachkundigen (Religionslehrer:innen in der Schule, Imame aus dem Bezirk Harburg) vorab beteiligen möge, um Irritationen vorzubeugen.
Der Dialog fand in einer konstruktiven Atmosphäre vom gegenseitigen Respekt statt. Begegnungen und Dialoge fördern das Zusammenwachsen.
Haben Sie auch ein Anliegen? Dann kommen Sie gern zu unserer nächsten Sprechstunde in Harburg oder Neugraben.
* In diesem im November 2016 von der Harburger Bezirksversammlung mehrheitlich beschlossenen Leitbild "Zusammenleben in Vielfalt" wurden unter anderem als Ziele genannt: Abbau von Diskriminierung und Benachteiligung, Bewahrung von Frieden im Bezirk sowie Begegnung und Dialog.